Übersäuerung


Viele von uns kennen den Begriff „Übersäuerung“ und verbinden damit Dinge wie „saurer Regen“ oder „saurer Boden“. Und dass diese Übersäuerung unseren Wäldern und Meeren schadet, können wir uns nur allzu gut vorstellen. Unsere Umwelt leidet unter dem „Zuviel“ an Säuren, mit denen sie täglich belastet wird.

 

Innere Ursachen der Übersäuerung

Aber auch der menschliche Organismus wird mit Säuren konfrontiert, die allerdings nicht nur von außen auf ihn einwirken, sondern diese Säuren entstehen u. a. auch im Stoffwechsel – also beim Um- und Abbau der Nahrungsbestandteile. Einige dieser Säuren sind zum Beispiel die Harnsäure, Milchsäure, Kohlensäure, die Salzsäure im Magen und andere.

 

Chronische Verstopfung, Stress, Blutarmut, zu flaches Atmen, bestimmte Medikamente, übertriebener oder falsch ausgeübter Sport sowie falsche Ernährung führen zu einer Übersäuerung des Körpers. Übermäßiger Genuss von Kaffee (auch entkoffeinierter) oder schwarzem Tee und auch Rauchen produzieren zuviel Säure, und der Körper hat dann nicht mehr die Möglichkeit, den Säureüberschuss abzupuffern und auszuscheiden.

 

Äußere Ursachen für Übersäuerung

Im Gegensatz zu diesen „inneren Ursachen“ gibt es Faktoren, die von außen auf unseren Organismus einwirken und zu einer Übersäuerung führen. In erster Linie ist dies unsere Ernährung, die in der Regel aus zu großen Anteilen von Säurebildnern besteht. Dabei ist die Gefahr, diese Säurebildner zu uns zu nehmen, größer, wenn wir tierische Eiweiße zu uns nehmen, als die, die von denaturierten Lebensmitteln wie zum Beispiel aus Weißmehlprodukten (alle Formen von Nudeln und Kuchen/Torten oder Gebäck) oder Zucker ausgehen. Wenn unser Säure- und Basenhaushalt nicht mehr im Gleichgewicht ist, kann er eine weitere Übersäuerung durch „innere“ oder „äußere“ Einflüsse nicht mehr ausgleichen und reagiert im wahrsten Sinne des Wortes „sauer“.

 

Elektrosmog (PC, Monitor, Fernsehen, Radio, Mobilteile von Telefonen oder Handys, Funkmasten der Mobilfunkbetreiber, Halogenlampen, Hochspannungsleitungen, Radar, Mikrowelle oder Elektroherd) und Umweltgifte wie Kunststoffe, Farben, Spritz- und Düngemittel tragen genauso zu einer Übersäuerung unseres Körpers bei wie die „akustische Umweltverschmutzung“ durch Lärm.

 

Puffersysteme des Körpers zum Abbau von Übersäuerung

All diesen Übersäuerungen hat der Körper verschiedene Puffersysteme entgegenzusetzen, um einen Ausgleich zu schaffen. Eine krankheitsbedingte und unzureichende Ausscheidung über die Nieren, die Haut oder den Darm führen zu einer Anreicherung von Giften und Säuren in unserem Körper. Die Symptome sind Abgeschlagenheit oder Müdigkeit, ständig kalte Hände und Füße, Kopfschmerzen oder Migräne, Atemwegsinfekte, Muskel- und Gelenkschmerzen, Pilzinfektionen, Hautentzündungen, chronische Magen-Darm-Störungen, Osteoporose, Haarausfall, Antriebslosigkeit, Bandscheibenbeschwerden, Bindegewebsschwäche (Krampfadern, Hämorrhoiden, Leistenbruch), Bluthochdruck oder zu niedriger Blutdruck, Depressionen, Durchblutungsstörungen, Gedächtnisschwäche, Herzrhythmusstörungen, Hörsturz, Konzentrationsstörungen, Nervenschmerzen, Gicht, Nierenerkrankungen, rheumatische Erkrankungen, Schlafstörungen und Reizbarkeit, Karies, Zahnfleischbluten, sprödes, glanzloses Haar und Schuppenbildung, Mund- und Schweißgeruch.

 

Wenn man über die Nahrung zu wenig Basen bildende Mineralstoffe und Vitamine aufnimmt, kommt das Säure-Basen-Gleichgewicht ins Wanken und der Körper reagiert „sauer“. Für die Neutralisierung braucht der Körper die Basen bildenden Mineralien wie Eisen, Kalium, Kalzium, Natrium und Magnesium. Sind jedoch bereits Defizite vorhanden, so müssen diese Mineralstoffe „von außen“ – also über die Nahrung – zugeführt werden. Um nun so viele Mineralstoffe wie nur möglich aufzunehmen, ist die Empfehlung der Trennkost, die Nahrungsmittel möglichst Natur belassen – also in Form von Rohkost, Gemüse und Obst – zu sich zu nehmen.

 

Säure bedeutet nicht gleich sauer

Säure bildende Lebensmittel schmecken nicht sauer und enthalten auch keine Säuren. Jedoch entstehen aus ihnen im Verlauf der Verdauung saure Substanzen. Zu den Säurebildnern gehören in erster Linie tierische Lebensmittel, tierische Fette, alle Getreidesorten und raffinierter Zucker. Da viele Säurebildner Grundnahrungsmittel sind, kann man sie nicht einfach weglassen. Dies könnte zu Mangelerscheinungen führen. Eine Lösung ist, den Konsum solcher Lebensmittel mehr oder weniger deutlich einzuschränken.

 

Viele Faktoren können zu einer Übersäuerung führen, wenn unser Körper geschwächt ist. Dabei verstärkt sich die Gefahr, wenn mehrere Faktoren zusammen kommen:

 

Übersäuerungsfaktoren:

→ falsche Ernährung

→ Vitamin- und Mineralstoffmangel

→ übermäßiger Konsum von Genussmitteln wie Zigaretten und Alkohol

→ falsche Lebensweise (Bewegungsmangel)

→ Stress und negative Emotionen (z. B. Neid, Wut und Ärger)

→ Krankheiten

→ falsche Atmung

→ chemische Arzneimittel

→ Elektrosmog

→ Umweltgifte

 

Durch die Verdauung von Fetten werden dem Körper gesättigte und ungesättigte Fettsäuren zugeführt. Gesättigte Fettsäuren sind für den Körper besonders schwer zu verarbeiten, deshalb spielen sie bei einer Übersäuerung eine große Rolle. Sie kommen vor allem in tierischen Fetten wie Schweineschmalz und Talg, aber auch in fettem Fleisch oder Fisch (z. B. Heilbutt oder Makrele) vor. Gehärtete pflanzliche Fette wie Margarine und raffinierte Öle enthalten beträchtliche Mengen an unnatürlichen und gesättigten Fettsäuren.

 

Naturbelassene, kalt gepresste Pflanzenöle hingegen sind reich an ungesättigten Fettsäuren und somit für eine Säuren-Basen-Harmoniekost bestens geeignet.

 

Sauer bedeutet nicht gleich Säure

Sauer schmeckende Lebensmittel, die einen sauren pH-Wert haben, wirken im Stoffwechsel eines Gesunden Basen bildend. Bei Menschen, deren Stoffwechsel jedoch nicht optimal funktioniert, können sie aber im Organismus in ihrer ursprünglichen Form verbleiben und so die Übersäuerung verstärken.

 

Hier eine Aufstellung von „sauren Lebensmitteln“:

→ mehrere Stunden alte Molke

→ Joghurt

→ Dickmilch

→ Kefir

→ unreife Früchte (je unreifer die Frucht, desto saurer)

→ Beeren (z. B. Erdbeeren, Stachelbeeren, Johannisbeeren und Himbeeren)

→ Zitrusfrüchte (z. B. Zitronen, Mandarinen, Grapefruits und Orangen)

→ Zitrusfruchtsaft

→ Steinobst (z. B. Kirschen, Zwetschgen, Aprikosen, Pfirsiche, Nektarinen)

→ Kernobst (z. B. Äpfel und Birnen)

→ Tomaten

→ Rhabarber

→ Sauerkraut

→ Honig

→ Essig

 

Basen bildende Lebensmittel

Basenbildner enthalten sehr wenig oder gar keine Säure und sind reich an Basen sowie Basen bildenden Mineralstoffen. In diese Gruppe gehören z. B. Obst, Gemüse und Salat sowie Kräuter, Kartoffeln und Pilze. Isst man täglich viel aus dieser Lebensmittelgruppe, kann man so die negative Wirkung der Säurebildner ausgleichen.

 

Im Blut eines gesunden Menschen sind 20-mal so viele freie Basen wie Säuren enthalten. Das Verhältnis ist also 20:1. Dies zeigt klar, von welcher Seite her die größere Gefahr droht, nämlich von den Säuren. In Anlehnung an das Säure-Basen-Verhältnis im Blut sollten daher harmonische Mahlzeiten zu 60 bis 80 Prozent aus Basenbildnern bestehen.

 

Zahlreiche Funktions- und Befindlichkeitsstörungen sowie Erkrankungen lassen sich über die Wiederherstellung des Säure-Basen-Gleichgewichts entscheidend positiv beeinflussen. Unser Blut ist stets bestrebt, ein Übermaß an Säuren abzufangen und zu puffern. Dennoch haben Säuren im Körper wichtige physiologische Aufgaben zu erfüllen. Denken wir z. B. an das Gefühl von Schmerz, das durch biochemischen Säurenreiz auf freie Nervenendigungen zustande kommen kann und als feines Warnsystem unseres Körpers angesehen werden muss. Oder gäbe es die im Magen gebildete Salzsäure nicht, könnten wir einen Großteil der aufgenommenen Nahrung nicht oder nur zu einem Teil verdauen und verwerten. Und so gibt es noch eine Reihe weiterer Beispiele, die zeigen, dass es ohne Säuren nicht geht. Die sich im gesunden Stoffwechsel vollziehende Säurebildung ist also notwendig für den richtigen Ablauf unseres Stoffwechsels. Ein Säureüberschuss hingegen macht uns krank.

 

Hier noch ein paar Beispiele, wie Säuren und Basen auf unseren Körper wirken:

 

Wirkung – bei Säure-Basen-Gleichgewicht auf:

Blutdruck: sinkt ~ Atmung: geht langsamer ~ Blutzucker: sinkt ~ Stoffwechsel: verlangsamt sich ~ Körpertemperatur: sinkt ~ Entzüngungen: verringerte Auffälligkeiten ~ Schlaf: gesundes Schlafbedürfnis, normale Müdigkeit ~ Leistungsfähigkeit: große Spannkraft, sehr ausdauernd ~ Sonnenlichtempfindlichkeit: geringe Empfindlichkeit gegen UV-Strahlen ~ Vegetatives Nervensystem: entspannt, ruhig ~ Stimmung: gehoben, fröhlich, gut gelaunt

 

Wirkung – bei Übersäuerung auf:

Blutdruck: steigt ~ Atmung: geht schneller ~ Blutzucker: steigt ~ Stoffwechsel: überaktiv ~ Körpertemperatur: steigt ~ Entzündungen: höhere Anfälligkeiten ~ Schlaf: vermehrte Schlafstörungen ~ Leistungsfähigkeit: wenig Antrieb, schlapp, schnell müde ~ Sonnenlichtempfindlichkeit: erhöhte Empfinglichkeit gegen UV-Strahlen ~ Vegetatives Nervensystem: erhöhte Anspannung ~ Stimmung: gedrückt, verstimmt, depressiv

 

Aus dem vorstehend Beschriebenen ist ersichtlich, wie wichtig ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt nicht nur für unser Wohlbefinden, sondern auch für unsere Gesundheit ist. Die Trennkost ist eine Ernährungsform, die das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper wieder herstellen und letztlich auch aufrecht erhalten kann, sofern man konsequent die Kohlenhydrate von den Eiweißen trennt und die Nahrung überwiegend aus Rohkost, Gemüse und Obst besteht.

© Marion Kroh